Dienstag, 5. November 2013

Nacht ist der Tag

Tag und Nacht. Man kann sich kaum einen grösseren Unterschied vorstellen, sind doch Tag wie auch Nacht ganz eigene Welten. Es empfiehlt sich, die beiden nicht zu vergleichen, sondern sie vielmehr aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Mit verschiedenen Perspektiven arbeitet auch Peter Stamm in seinem neusten Werk:

Da ist einerseits Gillian, die im wahrsten Sinn des Wortes gerade das Gesicht verloren hat und diesen Verlust verarbeitet. Die Leserschaft erfährt in Vergangenheitsform aus ihrer Sicht nach und nach, was ihr zugestossen ist. Und da ist andererseits Hubert, ein Künstler, der seine grössten Erfolge bereits hinter sich hat und momentan gerade unfreiwillig sein Zuhause und seine Familie verlässt. Aus seiner Perspektive taucht man ein in ein anderes, neues Leben, in dem auch Gillian eine zentrale Rolle spielt.

Stamm wäre nicht Stamm, wenn da nicht zwischen seinen Zeilen stets Schwermut mitschwingen würde, wenn da nicht im Hintergrund in der Ferne stets eine Art bedrohliches Brummen wahrzunehmen wäre - wenn auch deutlich weniger intensiv als bei seinen Kurzgeschichten in "Seerücken". "Nacht ist der Tag" ist sprachlich zum Lesen ein wahrer Genuss und eine Empfehlung für alle Freunde von mehrschichtigen Geschichten.

Peter Stamm: Nacht ist der Tag
S. Fischer Verlag, 2013

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