Montag, 4. März 2013

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse

Man kommt in ein Alter, in dem einen mütterliche Über-Fürsorge anfängt zu nerven. Als speziell anstrengend erweist sich in dieser Hinsicht Mordechai „Motti“ Wolkenbruchs jüdisch-orthodoxe ‚mame‘, die verzweifelt versucht, den Sohn unter die Haube zu bringen. Motti ist Mitte zwanzig und beziehungstechnisch absolut grün hinter den Ohren. Seine Mutter fängt an, ihn mit ihren Verkupplungsversuchen mit ihrer Meinung nach geeigneten Heiratskandidatinnen gewaltig unter Druck zu setzen. Die romantischen Gefühle, die der Protagonist zeitgleich für eine nicht-jüdische Mitstudentin – eine Schickse –  entwickelt, verkomplizieren die Mutter-Sohn-Beziehung ziemlich und führen dazu, dass Motti seinen scheinbar vorgezeichneten Lebensweg in der Zürcher jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft gründlich überdenkt.

Der Autor streut viele jiddische Ausdrücke ein, die in einem Glossar erläutert werden. Man gewöhnt sich schnell an die etwas spezielle Lesart und taucht so noch tiefer in die Welt der matriarchalisch geführten orthodoxen Familie Wolkenbruch ein.

Thomas Meyer ist mit seinem Erstling ein humorvolles, unbedingt empfehlenswertes Werk gelungen. Die Lektüre lässt einen mehr als einmal laut auflachen und lässt sprachlich keine Wünsche offen. Da schreibt einer, der sein Handwerk versteht!

Der Roman war 2012 für den Schweizer Buchpreis nominiert.


Thomas Meyer: Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse
ISBN:   978-3-905801-59-0

Salis Verlag, 2012

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