Mittwoch, 9. November 2011

Ich lese, also bin ich.

Im Hinblick auf die pokeRT am 15. November 2011, zum Thema 'Social Media und Buchmarkt', habe ich mir ein paar Gedanken zum Thema "Lesen 2011", resp. Lesen 1.0 und Lesen 2.0 gemacht:

Im technologisierten Zeitalter, in dem wir uns befinden, gewinnt für mich das Lesen enorm an Wert. Das Lesen eines Buches ermöglicht mir, mich für gewisse Zeit aus der um mich herum herrschenden Hektik auszuklinken, alles auszublenden und völlig in die Geschichte, die sich da in meinen Händen befindet, abzutauchen. Eine Fähigkeit, die ich bereits in meiner Kindheit beherrscht habe: Aufgewachsen in einer fernsehlosen Familie, habe ich zeitweise Bücher regelrecht verschlungen. Die Bibliothekarin meines Vertrauens in der örtlichen Kantonsbibliothek kannte mich mit der Zeit so gut, dass sie mir öfter die Neuheiten aus dem Kinder- und Jugendliteraturregal zur Seite gelegt hat... :) (Wohl unter anderem mit ein Grund für meine spätere Berufswahl.)

So gerne ich lese und dadurch abtauche, so sehr interessieren mich auch die neuen Gadgets wie die verschiedenen Tablets und eBook-Reader. Ich gehöre jedoch nicht zur Gattungs des sog. Early Adopters, im Gegenteil: Neuerungen schaue ich mir gerne so lange an, bis die ersten Kinderkrankheiten ausgemerzt und neue Generationen auf den Markt gekommen sind. So habe ich das "Lesen 2.0" noch nicht richtig ausprobiert. Ich habe mir vor kurzer Zeit den eBook-Reader von TrekStore angeschafft, bin jedoch noch nicht dazu gekommen, diesen ausgiebig zu testen. Ende Jahr ist der Kauf des neusten Kindle-Touch geplant, der sich in vielerlei Hinsicht vom TrekStore unterscheidet. Es ist mir nicht zuletzt aus beruflicher Perspektive wichtig, "auf dem Laufenden" zu bleiben, was die Entwicklung im Bereich des Lesens angeht. Die eBook-Reader werden den Buchmarkt komplett umkrempeln, davon bin ich absolut überzeugt. Es mag Stimmen geben, die behaupten, dies sei bereits geschehen - ich jedoch bin der Ansicht, dass es noch 1-2 Jahre gehen wird, bis die verschiedenen Anbieter und Verlage soweit sein werden, nicht nur den Privatkunden, sondern bspw. auch Bibliotheken und andere "Grosskunden" zu bedienen. Wir dürfen gespannt sein!


Was ein eBook-Reader jedoch nie können wird: Nach dem speziellen, neu-gekauft-Geruch riechen, dieses unverkennbare Geräusch beim Blättern machen und badewannensicher sein. ;) Ausserdem wird mir immer das haptische, das taktile Erlebnis fehlen, wenn ich eine solche "Maschine" in der Hand halte. Ich liebe es zudem, wenn ein Buch eine Geschichte hat - Eigentumsvermerke, Gebrauchsspuren, Widmungen, usw.

Was ein herkömmliches Buch nie können wird: Eine zackige Suche gezielt nach bestimmten Stellen ermöglichen, sekundenschnelles Auffinden von Informationen und ein Handling, das unserem täglichen, technologisierten (Arbeits-)Leben angepasst ist, bieten.

Ich trenne ganz klar zwischen Belletristik und Sachliteratur, was meine bevorzugte Art zu Lesen angeht: BELLEtristik wird für mich immer Vergnügen bleiben und gedruckte, gebundene, papierene Bücher deshalb zwingend immer ein Bestandteil meines Lebens bleiben. Das Studieren von Fach- und Sachliteratur ist jedoch oftmals (lästige) Pflicht und auch ich bin dann froh, schnell und problemlos an die gewünschten Stellen zu gelangen. Dafür nehme ich gar das seitenlange Lesen am Bildschirm in Kauf...

Das Projekt #lesezirkel ist für mich ein genialer Weg, das Lesen 1.0 mit der Web 2.0-Welt zu verbinden und ist mir im Sommer 2011 aus einer Laune heraus in den Sinn gekommen: Ich hatte Lust, mich schon während des Lesens und nicht erst danach, mit Gleichgesinnten über das Buch auszutauschen, auf witzige Stellen hinzuweisen, Verständnisfragen stellen zu können, usw. So sehr war ich mir langsam gewohnt, Sachen aus meinem Alltag im Netz mit meinen Freunden zu teilen, zu kommentieren und selber Kommentare zu erhalten, usw. Aus meinem scheuen Aufruf im August hat sich in der Zwischenzeit ein tolles Projekt entwickelt! An dieser Stelle wieder einmal ein herzliches "MERCI" an alle Beteiligten! Ohne euch würde das Ganze nicht funktionieren, oder noch schlimmer: Keinen Spass machen!


Ein Erlebnis der besonderen Art hatte letzte Woche @dgoldberg im Kloster Einsiedeln, durfte er doch einen Blick hinter die Kulissen der heiligen Hallen - in diesem Fall der Klosterbibliothek - werfen und ganz besondere Schätze, wie z.B. eine von nur noch drei existierenden Zwingli-Bibeln bestaunen. "Lesen 0.0", sozusagen. Von fleissigen Mönchen in mühevoller Arbeit erstellte und abgeschriebene Texte... Heute kaum mehr vorstellbar:


Blick in die Klosterbibliothek mit ihren wunderschönen Regalen


alte Handschrift


[wer findet den Fehler, äh das iPhone? ;)]

Fotos: D. Goldberg

eure @serscher

1 Kommentar:

  1. Interessant, denn meine bevorzugte Art Bücher zu lesen ist gerade die umgekehrte: Belletristik lese ich seit dem Kauf eines eReaders (fast) nur noch elektronisch, Fachliteratur (zum Glück muss ich das nun nicht mehr so oft tun ;-) ) könnte ich mir nicht vorstellen elektronisch zu lesen, denn ich kritzle da immer was am Rand hin, markiere, kreise ein, etc.

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